Das Gästezimmer des Hauses in Gravesano lag im ersten Stock. Im Herbst 2006 liess ich die Seitenwand dieses Raumes durchbrechen. Nun gelangte man durch eine verglaste Balkontüre auf das flache Dach, welches den direkt darunter liegenden Parkplatz überdeckt. Hier konnte ich eine Blumen-Terrasse anlegen.
Der Kiesbelag wurde entfernt und durch Granitplatten ersetzt. Ein Eisengeländer wurde angebracht. Die rankenden Triebe einer weissen, einer violetten und einer rosa blühenden Glycinie (Wistaria) haben bereits im ersten Jahr den grösseren Teil eines eisernen Pergola-Gerüstes überdeckt und ich freute mich auf die bevorstehende, farbliche Dreier-Symphonie der herunter hängenden Blütentrauben.
Zur Bepflanzung der Blumen-Terrasse verwendete ich recht grosse Gefässe. Im Zentrum dieser Gefässe kamen: eine im Vorfrühling süss duftende Mimose, im Topf daneben ein im Sommer hellrosa blühender Oleander, im nächsten Topf und früher blühend „Cornus florida Rubra“, weiter die prächtige „Magnolia liliflora“ (auch „M. quinquepeta“ genannt), deren Blüten aussen kirschrot und innen weiss sind. Eine weitere Zentral-Pflanze war ein immergrüner „Ilex aquifolium Aurea Marginata“ mit bemerkenswerten, gelb umrandeten, grünen Blättern. Ich hatte ein weibliches Bäumchen gepflanzt. Schon im ersten Winter war es mit einer Menge roter Beeren geschmückt.
Ferner hatte es eine „Photinia Forest Fire“ (auch „P. Rubens“ genannt), deren neu austreibende Zweige während langer Zeit durch leuchtend rote Färbung erfreuen, eine „Forsythia Lynwood Gold“ (die schönste Sorte dieses bekannten Strauches), den klassischen violetten „Rhododendron catawbiense“ und nicht zuletzt einen „Acer palmatum Atropupureum“. Der als Gartenzier besonders dankbare, japanische Ahorn wirkt am schönsten, wenn die von hinten scheinende Sonne seine Blätter in strahlende Rubine verwandelt. Selbstverständlich konnte ich auch auf dieser Terrasse nicht auf eine Kamelie verzichten. Die Wahl fiel auf „Camellia japonica Nuccios Gem“ mit ihren auserlesen geformten, rein weissen Blüten.
Die Zentral-Pflanzen wurden umringt von farblich abgestimmtem Ginster, Lavendel, den üblichen Blumenzwiebeln der Frühjahrsblüher, dann im Sommer von Begonien, Gladiolen und Lilien. Im Vorjahr hatte ich unten beim Gartensitzplatz – neben den Töpfen mit Küchenkräutern – auch einige mit Chrysanthemen aufgestellt. Nachdem in verschiedenen Gefässen auf der Terrasse die Blüte der Frühlingszwiebeln beendet war, zerteilte ich die überwinterten Chrysanthemen ( auf Deutsch auch „Wucherblume“ genannt- und das mit Recht) in kleine Grüppchen und bepflanzte damit alle freigewordenen Stellen.
Die gute Erdmischung ermöglichte den Chrysanthemen ein geradezu ungeheueres Wachstum. Im Herbst wirkten die runden Gefässe wie riesige Bisquit-Becher, mit gewaltigen weissen, gelben und rostroten „Glacekugeln“, gebildet aus lauter Chrysanthemenblüten. Es war ein beeindruckender, gleichzeitig aber ein problematischer Erfolg. Mit ihrem enormen Wuchs haben die Chrysanthemen die jeweils von ihnen eingeschlossenen, noch jungen Zentral-Pflanzen am Wachstum behindert, ja fast erstickt. Ich musste alle Chrysanthemen wieder ausgraben und konnte sie erfreuten Nachbarn schenken.