Ein Obst- und Gemüsegarten auf dem Dach

Es bereitete mir in Gravesano Mühe, meine Gartenlust auf dem zur Verfügung stehenden, geringem Raum ausleben zu müssen. Zwar war es mir bewusst, dass gerade diese Beschränkung für einen älter werdenden Menschen vernünftig ist. Dennoch fand sich eine Möglichkeit, meinen Ausdehnungsdrang teilweise zu befriedigen:

Nachdem das Gärtchen fertig gestellt war, habe ich im Herbst 2005 zusätzlich auf dem flachen Dach des Hauses einen Obst- und Gemüsegarten angelegt.

In zwölf grossen Gefässen gedeihen in meinem Dachgarten speziell dafür geeignete Zwergbäumchen, die Früchte von normaler Grösse tragen. Ich pflanzte Apfel- Birnen- Kirsch- Pfirsich- und Aprikosen-Bäumchen. Diese speziellen Züchtungen sind etwas teurer verglichen mit normalen Obstbäumen. Sie tragen viel schneller Früchte, leben dafür aber nicht so lange.

Unter diesen nur zwei Meter gross werdenden Bäumchen kultiviere ich Salat, Artischocken, Kohl, Mangold, Zucchetti und Gurken. In den Pflanzgefässen mit Himbeeren und amerikanischen Blaubeeren gedeihen im Sommer verschiedene Tomaten-Sorten.

Von jeder Ecke des fast quadratischen Flachdachs zur schräg gegenüberliegenden reichen zwei gebogene Eisenstäbe, die sich in der Mitte kreuzen. Sie bilden eine flache Kuppel über dem Dach. Daran reifen die krankheitsresistenten Tessiner-Trauben (sogenannte „uva americana“).

Brombeer-Ranken, bis zu acht Meter lang geworden, wurden waagrecht an das Geländer befestigt. Zwei Jahre nach der Anlage des Dachgartens, konnte ich schon 6 kg Brombeeren ernten, sowie einen vollen Eimer dunkelblauer Trauben als aromatischen Saft in Gläsern sterilisieren.

Neben den Pflanzgefässen blieb auf dem Dach noch freier Platz für ein Tischchen mit zwei Klappstühlen für gelegentlichen Lunch-Genuss. Ausserdem ermöglichte eine romantische Hängematte einen anschliessenden, wohltuenden Verdauungsschlaf.

Besonders freut mich das Zelt auf dem Dach. Es erweitert das Haus im Sommer mit einem zusätzlichen „Schlafzimmer“. Wenn ich darin übernachte geniesse ich das Gefühl, in die Jugendzeit und Wanderjahre zurück versetzt zu sein.