Adalberto und Ich machten vom Sonntag, 9. – Sonntag, 23. Oktober 2016 den zwei Wochen dauernden Zyklus einer Thermalkur in Montegrotto Terme. Im Vergleich zu allen bisherigen Kuren scheint mir eine Kur in Montegrotto Terme besonders empfehlenswert zu sein.
Wenn man etwas erzählen will über die ,,Euganeischen Hügel“, dann darf man nicht mit „oi“ anfangen, sondern soll die beiden Buchstaben E und U einzeln aussprechen. Auch liest man im Namen dieser Hügel nicht das Produkt eines Huhns, sondern sagt auch das E und das I getrennt.
Generelle Angaben
Mitten aus der Po-Ebene, südwestlich von Padua, erhebt sich eine Gruppe längst erloschener Vulkane. Sie werden Euganeische Hügel genannt. Der höchste hat seine Spitze auf 601 m. Vom unterirdischen Fuss dieser Hügel fliesst heisses Wasser empor. Dessen Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden und Gesundheit war schon den alten Römern bekannt. In Montegrotto Terme finden sich Reste von Thermalbädern die sogar aus vorchristlichen Zeiten stammen.
Heute ist jedoch die unweit von Montegrotto Terme gelegene Ortschaft Abano Terme der wichtigste Thermal-Kurort der Gegend. Ausserdem es gibt es hier noch die Kurorte Battaglia Terme und Galzignago Terme.
Entstehung des hiesigen Thermalwassers
Laut neuer Forschung wird die Entstehung des hiesigen, gesundheitsfördernden Wassers folgendermassen erklärt: Am Südfuss der Dolomiten versickert Schnee- und Regenwasser. In einer Tiefe zwischen 3’000 und 4’000 Metern stösst das Wasser zuletzt auf undurchlässige Gesteinsschichten.
Es erhitzte sich beim Versickern immer mehr. Man rechnet mit einem Anstieg von 3 Grad pro 100 Meter Tiefe. Unter hohen Temperaturen und bei starkem Dampfdruck durchfliesst das unterirdische Wasser im Laufe von 30 – 40 Jahren die Po-Ebene auf einer Distanz von rund 80 km. Dabei übernimmt es pro Liter 5-6 Gramm verschiedener Mineralstoffe.
Vom Fuss der Euganeischen Hügeln steigt das mineralisch angereicherte Wasser wieder empor zur Erdoberfläche. Dabei verringert sich seine Temperatur auf 85 – 75 Grad. Für die Thermal-Schwimmbäder wird das Heilwasser weiter auf 33 – 30 Grad abgekühlt. Für die Fangopackungen wird Heilschlamm in speziellen Reifungswannen während 50 – 60 Tagen mit auf 60 Grad abgekühltem Thermalwasser durchflossen. Darin entwickeln sich Wärme liebende Mikroorganismen, die zusätzlich gesundheitlich wirken.
Die regulär vorgeschriebene Thermalkur
Es kann angenehm sein, gelegentlich einige Male im Thermalwasser zu schwimmen, oder sich im heissen Heilschlamm einpacken zu lassen. Dabei ergibt sich jedoch keine nachhaltige Wirkung.
Eine wirklich sinnvolle Kur dauert 12 Tage. Gemäss den Angaben der vorangehenden, medizinischen Untersuchung erfolgt täglich eine Behandlung. Normalerweise beginnt diese mit einer 20-minütigen Fango-Packung bei einer Schlammtemperatur von 39 – 40 Grad. Auf Italienische ist „fango“ eine generelle Bezeichnung für Schlamm. In die deutsche Sprache übernommen bezeichnet „Fango“ dagegen nur den speziellen Heilschlamm.
Nachdem man mit einer kräftigen Brause wieder vom Schlamm befreit worden ist, folgt ein Bad mit Ozonblasen in einer Sprudelwanne. Zuletzt wird durch eine sanfte Massage die Hautzirkulation reaktiviert.
Die ganze Prozedur dauert rund eine Stunde, wonach man sich je nach dem Erschöpfungszustand eine entsprechende Weile entspannt ausruhen soll. Am besten macht man diese Behandlungen jeweils relativ früh am Morgen. Eine ideale Ergänzung bildet dazu im Laufe des Nachmittags ein Bad im Thermalschwimmbecken.
Das ****Hotel Millepini in Montegrotto Terme.
In dem von uns benützen Hotel hat es drei grosse Schwimmbäder; eines innen und zwei aussen. An den Rändern der Becken hat es zahlreiche Apparaturen für Wasserstrahlen, Duschen oder Wasserfälle. Unten im Wasser hat es unterschiedlich ausgerichtete Spritzdüsen. Besonders wirkungsvoll sind Metallscheiben in Form von Liegestühlen oder Buchten aus denen zahllose Blasen emporschiessen. Nacheinander benützt ergeben diese Vorrichtungen eine durchgehende Massage des ganzen Körpers. Sie ist gleichwertig der Sportmassage von einem kräftigen Masseur.
Der Name des Hotels lässt sich als „Tausend Tannen“ übersetzen. Tatsächlich liegt das Hotel Millepini etwas abseits vom Ortszentrum direkt am Waldrand. Das erstklassige Hotel wird von seinem Besitzer und dessen Familie persönlich geführt. In Bezug auf die hervorragende Küche und die perfekten Kur-Einrichtungen lässt es keine Wünsche offen. Dazu ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgesprochen günstig.
Das tiefste aller Schwimmbecken
Im Jahre 2015 liess der Hotelbesitzer, der beruflich auch als Architekt tätig ist, zusätzlich ein besonderes Schwimmbecken anlegen. Angeblich ist es mit 42 m das tiefste der Welt. Dieses angenem warme Thermalwasser-Becken dient in erster Linie zum Erlernen des Tauchens in tropischen Meeren.
Genutzt wird es auch zum Training für das Wasserballett. (Diese Sportart wirkt auf mich äusserst komisch!). Das Becken des Hotels Millepini wird durch verglasten Tunnel durchquert. Aus diesem kann man die Tänzerinnen auch von unten betrachten, wie sie eifrig mit den Armen rudern, um sich unter der Wasseroberfläche zu halten. Dabei bieten diese gut aufeinander eingespielten Damen den Zuschauern jeweils während einer möglichst lange ausgehaltenen Atempause den Anblick ihrer zappelnder Beine über dem Wasser.
Als ich dieses Becken im Tunnel durchquerte, waren gerade keine Menschen im Wasser. Doch in der Hotelhalle läuft unterbrochen ein Film. Gezeigt wird- im und über dem Wasser – ein Dutzend schöner, junger Wasser-Tänzerinnen. Sekundengleich aufeinander abgestimmt und perfekt zur Musik passend machen sie eine Folge grotesk wirkender Bewegungen.
Der Film zeigt auch Taucher, wie sie übungshalber in Höhlen hineinkriechen. Velofahrer in Tauchmasken radeln senkrecht entlang den Wänden hinunter. Der Hotelbesitzer-Architekt hat bereits den Auftrag bekommen, ein solches Becken auch in Singapur zu erbauen. Dieses soll aber ,,nur“ 40 Meter tief werden. So behält seines im Hotel Millepini weiterhin den Tiefen-Rekord.
Halbtägiger Ausflug nach Venedig
Von Montegrotto brachte uns eine Bahnfahrt in 40 Minuten in die Lagunenstadt. Mit dem Vaporetto ging es auf dem Canal Grande ins Zentrum zur Rialto-Brücke. Dort steht seit dem 13. Jh. der Palast genannt „Fondaco dei Tedeschi“ (gesprochen „Tedeski). Hier wurden Waren ausgeladen, die vor allem aus Nürnberg und Augsburg stammten. Im Jahre 1808 wurde jedoch der Palast zur Post von Venedig umfunktioniert.
Mit Entsetzen hatte ich erfahren, dass nach genau zwei Jahrhunderten, also im Jahre 2008, die Modefirma Benetton den „Fondaco die Tedeschi“ übernommen hatte, um darin …… ein Luxus-Warenhaus einzurichten! Dieses wurde am 1. Oktober 2016 eröffnet. Ich war neugierig zu sehen, wie der prächtige, historische Palast entsprechend verändert worden ist.
Zu meiner freudiger Erleichterung könnte ich feststellen, dass der vom weltberühmten Architekten, Rem Koolhaas, geleitete Umbau tatsächlich in sehr positiver Weise geschehen ist. Die Fassaden wurden perfekt restauriert und der Palast erstrahlt aussen wieder in seiner ursprünglichen Pracht. Dagegen wurde das Innere stark verändert, wobei dennoch gewisse historische Bauteile sorgfältig renoviert und erhalten geblieben sind.
Auf den vier Stockwerken entstand total eine Verkaufs-Fläche von 7’000 Quadratmetern. Darauf thronen – fast ohne Ausnahme – sämtliche Anbieter der teuersten Markenprodukte und Luxusartikel. Um das Angebotene möglichst exklusiv erscheinen zu lassen, bleibt die meiste Ware in Schränken versteckt. Nur Weniges wird auffällig zur Schau gestellt. Man soll das Gefühl bekommen, es seien nur gerade noch diese letzten Stücke erhältlich. Das „muss“ man also unbedingt kaufen, bevor es dafür zu spät ist! Geld spielt für die hier angepeilten Kunden ja keine Rolle. In diesem für mich so lächerlichen Riesen-Laden drängen sich vor allem kauflüsteme Japanerinnen.
Trotz allem ist ein Besuch des neu benannten „T Fondaco dei Tedeschi“ sehr lohnend. Mit Rolltreppen, die dank ihrer leuchtend roter Farbe originell und anregend wirken, gelangt man auf die Dachterrasse. Die Rundsicht, die man von hier über ganz Venedig geniesst, ist geradezu überwältigend !
Das im Erdgeschoss von keinem Geringeren als, Philippe Starck, eingerichtete Restaurant bekamen wir leider nicht zu sehen, denn es wurde erst wenige Tage nach unserem Besuch eröffnet.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Kur-Aufenthalten
Während vielen Jahren fuhren Adalberto und ich jeden Winter für drei Wochen nach Leukerbad. Einige Male machten wir auch zusätzlich einen dortigen Aufenthalt im Sommer.
Meine Tochter Anna, Schwiegersohn Dominque und meine geliebte Enkelin Nathalie kamen meist auch nach Leukerbad, aber nur für eine Woche. Anna und Dominique konnten als Spitalärzte im Winter keine längeren Ferien machen. Ich mietete jeweils zwei Ferienwohnungen für uns im gleiche Haus, oder ein ganzes Chalet.
In erster Linie begaben wir uns zum Skifahren nach Leukerbad. Anschliessend ging man am späteren Nachmittag ins Gemeindebad, das ein Schwimmbecken mit Thermalwasser hat. Dies diente uns zu einer Entspannung nach dem Skifahren .
Ich weiss nicht, ob die Bäder in Leukerbad als Thermal-Kur bezeichnet werden können und eine besondere, gesundheitsfördernde Wirkung hatten. Dagegen hat uns zweifellos die sportliche Kombination in der Alpenluft gut getan.
Eigentliche Thermal-Kuren machten wir in der Slowakei, jeweils im Herbst der Jahre 2002, 2003 und 2004. Sie dauerten drei Wochen. Siehe meine Beschreibung betitelt: „Kuraufenthalt in Piestany“.
Für die Gesundheit wirkungsvolle Kuren genossen wir in Indien jeweils im Januar der Jahre 2007, 2008 und 2009. Auch diese dauerten drei Wochen. Siehe meine Beschreibung betitelt: „Ayurveda-Kur in einem paradiesischen Ghetto“
Ganze vier Mal machten wir Thermalkuren auf der Insel Ischia. Sie dauerten zwei Wochen und verteilen sich auf unterschiedliche Monate in den Jahren 2012 – 2015.
All diese Kuren haben uns gut gefallen. Am ehesten würden wir aus eigener Erfahrung jedoch die soeben beschriebene Kur empfehlen. Montegrotto Terme liegt am nächsten zur Schweiz und das Preis-Leistungs-Verhältnis im Hotel Millepini ist sehr günstig.