Dies ist einer meiner Beiträge über Gärten, publiziert im „Ulmer Ratgeber“
Beim Besuch des im Süden von Paris gelegenen Gartens von Vaux-le-Vicomte wird sofort klar, dass Nicolas Fouquet (1615-1680), Finanzminister von Ludwig XIV, ein besonderes Bedürfnis hatte, seinen Reichtum zu demonstrieren. Dies wurde ihm allerdings zum Verhängnis.
Bei der großartigen Einweihung seiner neu geschaffenen Anlage im Jahre 1661 wurde dem als wichtigster Gast geladenen König bewusst, dass die Gelder, die einen derartig beeindruckenden Garten ermöglichten, vom Finanzminister aus der königlichen Schatztruhe abgezweigt worden sein mussten. Deshalb liess Ludwig XIV kurz nach seinem Besuch Fouquet lebenslänglich einsperren.
Der König übernahm die drei bedeutenden, von Fouquet beschäftigten Künstler: den Architekten Louis Le Vau, den Maler und Innenarchitekten Charles Le Brun und den Gartengestalter André Le Nôtre und beauftragte sie mit dem noch grossartigeren Ausbau von Versailles.
Für kulturhistorisch interessierte Leser sei darauf hingewiesen, dass ein Besuch der Gartenanlagen von Vaux-le-Vicomte aufschlussreicher und interessanter ist im Vergleich zu Versailles. André Le Nôtre (1613-1700) ist der berühmteste Gartengestalter Frankreichs aller Zeiten. Schon dessen Vater Jean Le Nôtre, sowie der Großvater Pierre Le Nôtre waren leitende Gärtner in königlichem Dienste. André hat in Vaux-le-Vicomte sein erstes großes Werk realisiert, das deshalb besondere Beachtung verdient.
In Versailles spüren wir deutlich den Größenwahn von Ludwig XIV, nach dessen Wünschen André Le Nôtre die immense Anlage geschaffen hat, allein um die Bedeutung des Königs möglichst eindrücklich zu demonstrieren. Der Garten sollte beweisen, der König hatte absolute Macht – nicht nur über seine Untertanen – sondern auch über die Natur, die sich in dieser Anlage streng geometrischen, also von Menschen vorgeschriebenen Formen unterzuordnen hatte.
Die Wege in Versailles wurden schnurgerade angelegt und die Baumkronen rechteckig gestutzt. In drei Millionen Töpfen wurden Blumen kultiviert. Selbst im Winter konnten die Gäste des Königs vor dem Bankett durch einen blühenden Garten wandeln. Beim späteren Verdauungs-Spaziergang durften sie anstelle der erfrorenen Pflanzen bereits neue Blumen und rasch hingestellte Arrangements in anderen Farben bewundern.
Nach dem Vorbild von Versailles entstanden später, in mehr oder weniger verkleinertem Maßstab – nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa – zahllose Anlagen im so genannten „klassisch französischen Gartenstil“.