Im Mai 2013 verbrachten Adalberto und ich ein paar Tage in London. Die Reise hatten wir schon recht lange im Voraus geplant. Ich konnte deshalb die Fahrt und auch das Hotel „online“ zu recht günstigen Preisen bestellen.
Der vorgesehene Besuch der Chelsea Flower Show an ihrem 100-Jahre Jubiläum erwies sich jedoch als Problem. Eintrittskarten – ungeachtet ihres hohen Preises – waren nicht mehr erhältlich; Alle sind schon seit letztem Dezember ausverkauft. Wir waren enttäuscht, aber wir wusste damals nicht, was uns damit erspart geblieben ist. Ausserdem haben wir zuletzt von der Chelsea Flower Show viel mehr zu sehen bekommen, als wenn wir sie tatsächlich besucht hätten.
Vor rund dreissig Jahren hatte mich mein erster Besuch der Chelsea Flower Show begeistert. Später brachte ich zweimal eine Reisegruppe zu dieser Veranstaltung, was jedoch gewisse Probleme verursachte: die Anfahrt mit dem Bus war infolge der Menschmengen nur bis zu einer recht grossen Entfernung möglich und den Rest des Weges mussten die Teilnehmer/innen zu Fuss zurücklegen. Nicht allen hat der Besuch gefallen. Besonders das Gedränge wurde kritisiert, bei dem man oft kaum sehen konnte was man eigentlich anschauen wollte.
In London angekommen wollten wir am Nachmittag des nächsten Tages den historischen (von der „Worshipful Society of Apothecaries“ im Jahre 1673 gegründeten) Chelsea Physic Garden am Themse-Ufer wieder besuchen. Auch dafür muss man am Sloan Square aus der Underground aussteigen, ein Stück zu Fuss gehen und zwar vorbei am Ausgangstor der Flower Show. Es hat uns beeindruckt was für eine ununterbrochene Menschenschlange da herausströmte.
Wir wurden unterwegs von einem wenig Vertrauen erweckenden Mann angesprochen. Ob wir die Show besuchen wollten, er hätte zufällig noch zwei nicht benützte Eintrittskarten. Wir waren bereits gewarnt worden, dass Fälscher fotokopierte und somit ungültige Karten ahnungslosen Touristen verkaufen und dann verschwinden. Trotzdem täuschte ich Interesse vor und fragte nach dem Preis. Flüsternd wurde mir mitgeteilt, er könne es für uns zu einen günstigen Spezialpries machen, für „nur“ 200 € pro Karte! Auch das gehört offenbar indirekt zu dem was leider aus der allzu berühmt gewordenen Chelsea Flower Show geworden ist.
Wenige Tage später habe ich zuhause entspannt und mit viel Vergnügen die von der BBC in vier Teilen ausgestrahlte, ausführliche Berichterstattung über diese grossartige Blumenschau angesehen.
Geleitet wurden die Sendungen von Monty Don. Er ist den meisten Menschen in Grossbritannien ein Begriff, ist er doch der Fernsehsprecher in der seit Jahren wöchentlich erfolgreich ausgestrahlten Serie unter dem Titel „Garden World“.
Jeder der für die Chelsea Flower Show angelegten Muster-Gärten wurde vorgestellt und ausführlich besprochen. Mehrmals wurde Szenen eingeblendet, die zeigten wie sorgfältig in langer Arbeit einer der Gärten aufgebaut worden ist – und auch wie er am Ende der Ausstellung schnell wieder abgebaut werden musste.
Monty Don führte interessante Gespräche innerhalb der kleinen Gärten mit der jeweiligen Persönlichkeit, die diesen entworfen hatte. Rundum sah man hinter den Abschrankungen die vorderste Reihe der sich dicht drängenden Menschen. Die dahinter Stehenden haben wohl wenig vom Garten sehen und noch weniger verstehen können, was darüber gesagt wurde.
Es lohnt sich wirklich, die Chelsea Flower Show zu besuchen – aber nur noch zuhause am Fernsehen. Man sieht dabei sehr viel mehr, als wenn man sich die Mühe nimmt, dafür nach London zu reisen.
Die RHS (Royal Horticultural Society) veranstaltet seit 1993 – ausser der „Chelsea Flower Show“ im Mai – zusätzlich im Juli die ebenfalls 5 Tage dauernde
„Hampton Court Palace Flower Show“
Diese ist flächenmässig grösser und hier wird das Hauptgewicht etwas weniger auf prächtige Blumen und interessant gestaltete Miniaturgärtchen gelegt. Im Sinne einer eigentlichen Garten-Messe wird speziell auch vieles angeboten, was für einen Gartenbesitzer nützlich sein könnte. Diese Ausstellung nimmt eine weit grössere Fläche ein und so entsteht kaum Gedränge. Man kann wirklich ansehen, was man will und bekommt Auskünfte von den Ausstellern. (Ich habe die Ausstellung in Hampton schon dreimal besucht. Mir hat sie fast noch mehr geboten als die wunderbare, traditionelle und weltweit berühmte in Chelsea).
Der riesige historische Palast findet sich direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Themse. So lassen sich ab London zwei sehr lohnend Besuchsziele zu einem unvergesslich bleibenden Tagesausflug vereinen.