Dieser Eintrag beruht auf handschriftlichen Notizen, die ich 1985 während dem ersten Teil einer Gruppenreise in Armenien und Georgien gemacht hatte. Leider sind die Notizen für den zweiten Teil der Reise verloren gegangen.
Freitag 5. April 1985: Flug in 2 1/2 Stunden nach Kiew, dort mieses Essen dannWeiterflug nach Erewan (auch Jerewan geschrieben), Hauptstadt von Armenien.
Wir sind für die Übernachtung gebucht im riesigen Hotel Ani (So hiess die einstige, aber an einem anderen Ort gelegene, mittelalterliche Hauptstadt von Armenien. Das Hotel sieht schrecklich aus, befindet sich im Umbau. In unserem Zimmer hat es kein fliessendes Wasser, auch die Klo-Spülung funktioniert nicht.
Bei Adalberto’s Bett fällt die abgrenzende Holzverkleidung zum (unbenutzbaren) Badezimmer hinunter und Adalberto ist entsetzt über dadurch aufgescheuchte grosse Käfer. Die Heizung funktioniert schlecht und es ist ziemlich kalt in diesem ungemütlichen Zimmer.
Samstag, 6. April: Am Vormittag Stadtrundfahrt entlang der sehr breiten Hauptstrasse. Hohe Wohnblöcke, gleich dahinter kleine simple Häuschen. Fast alles wirkt entweder recht verwahrlost, oder noch kaum fertig.
Wir besuchen das Historischen Museum mit interessanten Exponaten. Die Stadt ist fast 3’000 Jahr alt (und somit vergleichbar mit Babylon oder Rom) aber hier ist praktisch nichts übrig von der alten Stadt. Seit 1930 starke Ausdehnung. Jetzt ca. 1,5 Millionen Einwohner, ein Drittel aller in Armenien Menschen.
Armenien war früher rund 10 mal so gross wie heute. Dann haben die Türkei und Iran den grössten Teil des Landes übernommen. Viele Armenier leben im Ausland: U.S.A., Frankreich. Die hiesigen Personen haben meist schwarze, Augen, grosse Hakennasen und erinnern mich irgendwie an südamerikanische Indianer. Dieser Endruck wird bestärkt durch Darstellungen an Gebäuden im Halbrelief von Ochsen Schlangen usw. ähnlich wie bei den Azteken.
Mittagessen im Hotel, wo man uns bessere Zimmer gibt im 7. Stock. Von hier haben wir den Blick auf den Berg Ararat, 50 km Distanz, ehemaliger Vulkan, 5’165 M.ü.M. hoch. Er liegt heute in der Türkei, gilt jedoch für Armenier und Russen als heiliger Berg. Die Ebene am Fusse des Ararat ist fruchtbar: Wein, Obst (Pfirsiche). der nicht subtropisch – kalte Winter kontrastieren zu heissen Sommern, sehr viele Sonnentage.
Am Nachmittag besuchen wir mit der Gruppe ein Kloster in dem über 10’000 Handschriften aufbewahrt werden, bei denen es sich oft um Übersetzungen aus anderen Sprachen handelt. Hier haben sich Texte erhalten, die es in der Ursprache nicht mehr gibt.
Abends gehen Adalberto und ins Theater. Gespielt wird eine musikalische Komödie: eine Bauernsippe die für den 70-jährigen verwitweten Vater eine Braut sucht und ihm eine 5O-jährige vermittelt, in der Annahme, diese würde kaum mehr Kinder kriegen und so gäbe es keine Probleme bei einer Erbteilung. Doch unerwartet bekommt sie Zwillinge. Alles recht komisch und ziemlichst gemacht. Adalberto versteht alles – obwohl auf Russisch gesprochen und gesungen – er ist wirklich erstaunlich.
Oster-Sonntag, 7 April: Ausflug nach Etschmiadsin, grosse Menschenmenge. Weiterfahrt zu einer interessanten Gedenkstätte wo 5’000 Armenier getötet wurden. (1915 hatten die Türken insgesamt 1’500’000 Armenier umgebracht). Sehr beeindruckender Bau aus dunklem Tuffstein. Bemerkenswerte moderne Architektur: grosse Kuppelhalle mitgekreuzten Rippen, so dass in vier Ecken intime Säle entstehen.
Abends spazieren Adalberto und ich fern der Gruppe lange in den Grün-Anlagen von Erevan, die erstaunlich weitläufig sind und unzählige Denkmäler aller Art aufweisen, z.T. sehr moderne. Ich bin zuletzt müde und wir gehen ins Hotel zurück.
Ostermontag, 8. April: Ausflug zu einzigen römischen Tempel innerhalbder Sowjetunion. Er stammt aus dem 1. Jh., durch Erdbeben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Sehr schöne Lage. Wir sind hier auf etwa 1700 M.ü.M. Viele Apfel-Plantagen. Die Bäume sind klein und offenbar kaum geschnitten. Wir kaufen wohlschmeckende Äpfel und herrliche Nüsse in eingedicktem, gezuckertem Traubensaft.
Weiterfahrt zur ehemaligen Sommerresidenz eines katholischen Würdenträgers in einem Höhlenkloster. Schöne Lage in einem Bergtal. Schnee ganz nahe. Herrliche frische Luft, aber nicht kalt an der Sonne. Hier wurde früher eine Quellengottheit verehrt. Willi – unser Reiseleiter aus der Schweiz – sagt, dass Religionen zwar wechseln, aber religiöse Orte bleiben dennoch bestehen. Zahllose Tüchlein sind in der Umgebung an Baumzweigen befestigt – von Wallfahrern zur Erfüllung ihrer Wünsche. Das wirkt immer noch sehr heidnisch.
Langes Essen in einem Nationalrestaurant, das wie ein armenischen Dörfchen gebaut ist. Wir essen in der« Kirche». Es hat auch verschiedene «Bauernhäuser».z.T. mit alten Möbeln oder Geräten. Adalberto findet botanisch Irisse und verteilt sie an die Frauen der Gruppe.
Die Serviererinnen tragen hübsch bestickte Trachten. Das Essen ist sehr üppig,viele « Sakuski », Wodka, Wein, Mineralwasser. Mir gefällt besonders das Rosenwasser (Rosenblätter eingekocht zu Sirup dann mit Wasser verdünnt). Auch Proben von Nusskonfitüre und Rosenkonfitüre, die zum Kauf angeboten werden, schmecken gut.
Auf der Rückfahrt, Besuch eines Botanischen Gartens. Abends Folklore aufgeführt von einer grossen armenischen Truppe, Musik und Tanz, durchaus nicht kitschig (wie ich eigentlich erwartet hatte) und es gefällt uns sehr gut
Dienstag, 9. April: Sehr lange, recht anstrengende Fahrt den ganzen Tag. Unterwegs, in der Umgebung der Stadt Alaverdi, Besuch von 3 Klöstern.
Um 10 Uhr Abends erreichen wir endlich den Sewan-See. Kalt! Es schneit sogar leicht.
Mittwoch, 10. April: Besuch des Klosters auf einer Halbinsel des noch eisbedeckten Sewan-Sees. Dieser ist doppelt so gross wie der Genfersee. Der See wurde um 20 m abgesenkt, um die Verdunstung im Sommer zu verringern. Sie war nämlich grösser, als der Wasserzufluss. Es wurden auch zwei Flüsse durch Tunnels umgeleitet, wobei stufenweise Elektrizität gewonnen wird.
Die jetzige Halbinsel war früher eine Insel. Es hat weisse und lila Krokusse. Ich bin bei der herrschenden Temperatur froh, eine Daunenjacke mitgenommen zu haben.
Wider eine endlos scheinende Busfahrt. Wir fahren auch durch hier rare Wälder. Eine Strecke führt auch durch Aserbaidschan, steppenartiger Charakter. Abstecher zu einen Kloster.
Gegen 4 Uhr nachmittags kommen wir endlich zum Mittagessen in Tiflis (Tbilissi) an. Die Stadt erstreckt sich entlang dem Fluss Kura. Unser Hotel ist ein Glaskasten-Riesenbau. Spaziergang in der faszinierenden Stadt. Sehr breite Hauptstrasse (6 Bahnen) und dichter Verkehr. Herrliche alte Häuser (Jugendstil) auch moderne Prunkbauten. Hier ist alles viel sauberer als in Erewan.
Abends Ballett „1001 Nacht“. Das Opernhaus ist orientalisch dekoriert. Das Ballett gross aufgezogen, aber mit nur drittklassigen Tänzerinnen. Nachher Erklärung des Reiseführers Willi: Die besten Künstler werden aus der Provinzabgezogen und nach Moskau oder Leningrad gebracht. Ausser in diesen beiden Städten sind Theater- oder Ballett-Aufführungen qualitativ meistminderwertig – mit Ausnahme von nationalen Folklore-Gruppen.
Mich schmerzen die Beine immer mehr. Adalberto massiert mehrmals. Heute gibt er mir für mich mitgebrachtes Flosint, welches Wunder wirkt. War sehr lästig – wohl infolge der langen Busfahrten eingetretene Blutstauungen.
Mittwoch, 10. April: Vormittags Stadtrundfahrt. Herrlicher Blick von der Anhöhe des Stalin-Parks, wo sich eine grosse Fernseh-Antenne erhebt, hinunter auf die Stadt.
Ich bleibe sehr beeindruckt vom bisher erreichten Resultat der Restauration von Altstadt-Bezirken (allerdings meist nur die Strassenfront) die vor 10 Jahren einsetzte. Vorher Abbruch und Neubauten von klotzigen Wohnblöcken
Nachmittags: Historisches Museum, dann mit dm Bus zurück ins Hotel. Nach dem Abendessen nochmals mit dem Bus zu einer Kirche, die als Theater umfunktioniert worden ist. Vorstellung der Nationalen Georgische Folkloregruppe. Musik und Tanz. Sehr gut.
Zufällig erleben wir dann in der Kathedrale einen nächtlichen, endlos scheinenden Gottesdienst Es ist Vor-Oster-Zeit für orthodoxe Christen. Die Kirche ist voll Menschen – darunter viele junge. Die Leute zünden immer wieder lange, dünne Kerzen an und bekleckern sich bei dem abwechselnden Niederknien und Aufstehen gegenseitig die Kleider mit flüssigem Wachs.
Wir stehen bei einer Säule unmittelbar vor den drei höchsten geistigen Würdeträgern. In der Mitte der Katholikus mit schwarzem Haar und weissem Bart, ca. 50-jährig. Er ist flankiert von zwei bärtigen, kleineren Priestern mit sehr charakteristischen Gesichtern. Alle in prächtigen, gold-gestickten bodenlangen Roben. Auf dem Kopf tragen sie fantastische Mitren.
Es hat auch eine ganze Reihe anderer Kirchenleute in Prunkgewändern. Uns fällt besonders einer auf, in bodenlanger Silberrobe, junges Gesicht mit weissem Bärtchen. Er hat eine herrliche Stimme, tief und hallend. Beim Hinausgehen finde ich mich hinter einem grossen Mann, sexy, in modischer Leder-Jacke, zwischen zwei Frauen, stark nach Knoblauch riechend … es ist der Silbermantel!
Freitag, 12. April: Fahrt bis zum 2395 m hoch liegenden Kreuzpass, der alten georgischen Heerstrasse entlang, früher die elnzige Verbindung zwischen Georgien und Russland. Unterwegs Klöster-Besuche. Oben wird eine Ski-Station gebaut, noch ganz am Anfang. Es liegt Schnee und die Sicht ist schlecht.
Abends in Tiblissi melden wir uns ab von der Gruppe und essen nicht besonders gut in einem empfohlenen Restaurant. Man serviert uns, trotz meines vergeblichen Protestes, Dinge, die ich nicht bestellt habe und die mir der Kellner vorschlug, anstelle der angeblich nicht vorhandenen Speisen auf dem Menu. Die Rechnung ist nachher für die hiesigen Verhältnisse sehr hoch.
Unser nächtlicher Spaziergang wird durch einen sturmartigen Wind abgebrochen.
Samstag, 13. April. Besuch der Schatzkammer im Kunstmuseummit unglaublichen Kirchenschätzen. Dann Besuch der speziell für uns geöffneten Schatzkammer im historischen Museum, die soeben renoviert wird und wo sich Grabfunde aus vorchristlicher Zeit befinden. Die Kirchenschätze aus Gold, Edelsteinen und unzähligen Perlen hatten uns aber vorher noch mehr begeistert.
Mittagessen im National-Restaurant, endlich etwas schmackhafter als die ständige, schuhsohlenharte Zwiebelfleischdiät ohne Salat usw. der Hotels.
Nachmittags Besichtigung in einem grossen Park am Berghang, in welchem aus allen Gegenden Georgiens Häuser wieder aufgebaut wurden. Interessante Kuppel bauten, sich nach oben kegelförmig verjüngend, aufgeschichtete Holzbalken, wobei die Mitte frei bleibt. Die vielen Bäumchen mit weissen Pflaumen- und rosa Pfirsichblüten ergeben für mich schöne Fotosujets.
Nachher besuchen Adalberto und ich in einem winzigen Marionetten-Theater eine Aufführung. Sehr schöne Dekors und phantasievolle Figuren, doch georgisch gesprochen und somit unverständlich für uns.
Wir gehen auf der anderen Seite der mit dem vielen Schmelzwasser angeschwollenen, rasch fliessenden Kura eine recht lange Strecke bis zum Zirkus. Der Zirkus ist ein grosser Rundbau auf einer Hu?gelkuppel u?ber dem Flussufer, umgeben von Parkanlage mit Zypressen, Pinien, usw. Gelb/weisser Bau mit Säulen.
Schöne Hundenummer und gute Schlussnummer mit vielen Bären, die auf galoppierenden Pferden reiten und andere, erstaunliche Kunststücke vorführen. Bedauerliche Tiere!
Sonntag, 14. April: Das Wetter ist grau geworden. Wir fahren nach Gori, 85 km von Tiblissi entfernt. Unterwegs Besichtigung einer reich dekorierten Kirche aus dem 10. Jh,, umgeben von einer Festungsmauer. In Gori, in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses von Stalin, beziehen wir ein Hotel, welches sehr prunkvoll ist mit Säulen, Parkett aus verschiedenen Hölzern, ausgemalten Gewölbe-Decken, zweifellos zu Stalin’s Zeit erbaut. Im Bad funktioniert aber das WC nicht. Eine kaputte Glühlampe kann nicht ersetzt werden.
Das winzige Geburtshaus Stalin’s hat zwei Räume, wobei die Familie den kleineren von den Besitzern mietete, die im grösseren der beiden Räume lebten. Über dieses bescheidene Häuschen wurde ein prachtvoller Tempel errichtet.
Wir besuche das recht interessante Museum der Revolutionsgeschichte. Die Totenmaske Stalin’s in Bronze ist zu sehen in einem runden Tempel, dessen Decke von vielen Säulen getragen wird aus rotem Sandstein. Die Maske wird von einem Scheinwerfer-Strahl beleuchtet.
Ich kann russische Touristen beobachten, 2 Busladungen voll. Man pilgert alsooffenbar wieder zum „Zeus-Vater“ Stalin, aber nicht mehr in Massen und mit einer gewissen kritischen, historischen Distanz. Die unbestrittenen Verdienste zum Aufbau der Sowjetunion werden nun anscheinend den Verbrechen abwägend gegenüber gestellt.
Wir fahren hinauf zu einer Höhlenstadt, die im III Jahrtausend v.Ch. begann und bis 1800 bewohnt worden sein soll. Es ist kalt und es bläst ein sehr starker Wind. Trotzdem beobachten wir Leute, die in einem Garten ein Festessen veranstalten, an langer Tafel dicht aneinander gedrängt, was hier generell die Sitte zu sein scheint (Man kann an den Hotel-Tischen kaum vom Stuhl aufstehen, wenn die Leute daneben sitzen bleiben).
Auch auf einem der grossen Felder wird gearbeitet, obwohl es zu regnen beginnt. Mir fällt auf, dass – ganz im Gegenteil von dem was man im Westen erzählt – die riesigen Obst- und Wein-Plantagen in schnurgeraden, endlosen Reihen von Bäumchen oder die Reben tadellos gepflegt sind, dagegen recht unordentlich die offensichtlich privaten, kleinen Anbauflächen.
Montag, 15. April: Fahrt zu einer Kirche unweit von Gori. Dann Besuch eines Marktes auf dem Gemüse zum freien Verkauf angeboten wird. Sehr viel mehr als in den Läden. Wir kaufen dicke Haselnüsse, etwas trockene Mandarinen und herrlich schmeckende Khaki.
Nach dem Mittagessen Fahrt nach Tiblissi. Unweit von Tiblissi fahren wir auf einen Berg über der Kura, wo sich die Kirche erhebt, welche über einem grossen Holzkreuz aufgebaut wurde. Der Wind ist so stark, dass es fast nicht möglich ist, sich zum Fotografieren hinzustellen, ohne umgeworfen zu werden.
In Tiblissi besuchen Adalberto und ich eine unweit vom Hotel gelegene, russisch orthodoxe Kirche, weiss mit versilberten Kuppel. Es wird gerade ein Gottesdienst abgehalten. Ausschliesslich Frauen (außer den beiden Priester). Sie essen teilweise Brot in der Kirche – zu unserem Erstaunen -und trinken Tee aus einem Samovar.
Nach dem Abendessen (diesmal im 16. Stockwerk des Hotels, wo es lauter kleine Ess-Säle hat und eine herrliche Aussicht über die Stadt) gehen wir ins Kino: ,,The Verdict“ von Paul Newman, für uns sehr seltsam dieser Film auf Russisch. Die Verhältnisse in den U.S.A. werden sehr negativ geschildert, korruptes Justizsystem und Geistlichkeit Ärzte, die eine Frau durch eine unsorgfältige Operation vernichtet haben. Der versoffene Anwalt (Newman) gewinnt aber dennoch unerwartet den Prozess.
Adalberto will noch spazieren gehen. Ich gehe schlafen. Um 3 Uhr pocht er an die Türe in Begleitung einer schönen, besoffenen Georgerin mit einer Champagnerflasche in der Hand. Sie hat sich ihm im Lift angeschlossen, dochmeine (nackte) Anwesenheit vertreibt sie. Adalberto hat aber einige Mühe, sie in den Lift zu bringen
Dienstag, 16. April: Ich habe wieder Durchfall, da ich am Vorabend viel von den Früchte ass, aus dem Markt von Gori. Ich nehme Mexase welche das Problem bald beseitigt.
Nachmittags ausgedehnter Spaziergang hinauf zur riesigen Blech-Figur der Mutter Georgia mit den grossen Brüsten auf dem Hügel über der Stadt.
Entlang der Komsolmolzen-Allee, auf dem Grat des Hügels, kehren wir in einen anderen Teil der Altstadt zurück, wo ich viele Fotos mache von uns begeisternden architektonischen Details.
Nach dem Nachtessen im Gribojedow-Theater, ein auf russisch gespieltes Stück des neapolitaners De Filippo. Ganz ausgezeichnete Inszenierung, gutes Bühnenbild (ein bewusstes Durcheinander) und glänzend gespielt, mit kurzen Tanzeinlagen durch die talentierten Schauspieler.
Es geht um Witwentröstung. Ein „Medienmann“ lasst den toten Ehegatten in einem der Männer des Instituts „auferstehen“ und dieser befriedigt die Witwen, die aber immer häufiger ,,spiritistische Seancen“ verlangen und die Männer überfordern.
Mittwoch, 17. April: Ich habe die Koffer gepackt. Wir fahren um 11 Uhr zum Flugplatz. Es ist wolkig, aber wir sehen doch einen der grossen Kaukasus-Berge.
Um drei Uhr Mittagessen im Flughafen von Kiew. Dann 40 km Fahrt durch topfebenes Land. In Kiew werden hübsche, saubere Einfamilien-Häuschen mit Gärten fortlaufend abgerissen und durch charakterlose Wohnblöcke ersetzt. Die Stadt dürfe sich flächenmässig nicht ausdehnen – wurde verfügt – und kann sich somit nur verdichten und in die Höhe wachsen. Überbreite Strassen, auf denen aber relativ wenig Privatautos verkehren (ganz im Gegensatz zu Georgien) dafür viele Laster.
Wir fahren zur prachtvollen Sophien-Kathedrale. Im Innern des heute als Museum dienenden Bauwerks ist das Modell der einstigen Kathedrale mit flachen Kuppeln zu sehen. Sie wurden durch vergoldete Zwiebelkuppeln ersetzt. Innen ist alles geschmückt mit Fresken und riesigen Mosaik-Flächen. Ich bin aber nicht besonders begeistert von Innern, so gut mir das gar nicht dazu passende Äussere gefällt.
Über den Dnjepr führt eine 1,6 km lange Brücke. Der Dnjepr ist nach Wolga und Donau der drittlängste Fluss von Europa.
Abends bin ich so müde, wohl vom Flug, dass ich im Hotelzimmer bleibe,während Adalberto noch einen ausgedehnten Spaziergang unternimmt.
Hier endeten die erhalten gebliebenen, handschriftlichen Notizen.