Fünf -Tage-Reise nach Düsseldorf und Köln 11. – 15. Oktober 2017. Veranstalter: Società Ticinese di Belle Arti. Mittwoch, 11. Oktober: Wir müssen schon um 4 Uhr aufstehen. Das Treffen am Bahnhof von Lugano ist um 5.10; zu früh für das erste Bähnchen. So haben wir ein Taxi auf 4.45 bestellt.
Grazia, die superdünne und sehr nette Organisatorin der Reise begrüsst uns herzlich. Dank meiner Gehstöcke hat sie uns die vorderste Reihe im Bus reserviert. Nach dem Einchecken in Malpensa geniessen Adalberto und ich ein das Frühstück, unabhängig von der Gruppe von rund 50 Personen. Abflug nach Köln-Bonn um 0855.
Der für uns bestellte Bus bringt uns in fast einer Stunde Fahrt nach Düsseldorf. In .er Altstadt, in der offenbar historischen, wohlbekannten (auf mich alles andere als einladend wirkenden) Brauerei „zum Schlüssel“ wurde für uns (oh Schreck) ein „deftiges“ typisch deutsches Mittagessen reserviert: Bratwurst oder Gulasch und dazu Bier, das – vom Restaurant durch eine Glass-Wand sichtbar – gleich hier gebraut wird. Glücklicherweise darf ich statt dem eigentlich hier selbstverständlichen aber von mir verabscheuten Bier, doch ausnahmsweise einen wohlschmeckenden Apfelsaft trinken.
Da ich hungrig bin, gelingt es mir beinahe die Hälfte der vor mich gestellten Riesenportion wenig einladend aussehender, dunkler, würziger Gulasch-Fleisch-Suppe in mich einzulöffeln. Diese Mahlzeit bestätigt erneut mein Vorurteil gegen charakteristische deutsche Kochkunst. Glücklicherweise ist dies die einzige als gemeinsam vorgesehene Mahlzeit während der ganzen Reise.
Das „Land“ Nordrhein-Westfahlen“ hat Düsseldorf als Hauptstadt, obwohl Köln viel älter und etwa doppelt so gross ist. Es besteht offenbar eine tiefgreifende Konkurrenz zwischen den beiden Städten, so bei dem jeweilig unterschiedlichen Bier usw.
Bei der Verlegung einer Zentrale von Mitsubishi nach Düsseldorf siedelten sich hier viele Japaner an. Wir wohnen inmitten des als „Little Tokio“ genannten Stadtteil. Unter Hotel hat den seltsamen Namen „Me an all“, vermutlich eine Übersetzung aus dem Japanischen.
Zur selber japanischen Kette gehören Hotels mit dem gleichen Namen auch in anderen deutschen Städten. Dasjenige in Düsseldorf nimmt ein Hochhaus von 11 Stockwerken ein. Ganz oben ist der Frühstücksraum, der eine grossartige Aussicht bietet über die Stadt (und ein sehr üppiges Frühstückt – auch für Gäste, die nicht im Hotel übernachten).
Unser sehr angenehmes, durchwegs weisses Zimmer ist nur durch eine wandbreite, von hinten beleuchtete Farbfotografie geschmückt, auf der reich blühende Äste japanischer Kirschen abgebildet sind.
Donnerstag, 12. Oktober: Düsseldorf ist benannt nach dem nur 50 km kurzen Fluss Düssel, der hier in den Rhein mündet.
Am heutigen Vormittag sehen wir die moderne Gebäude von teilweise berühmten Architekten (Gehry) die sich entlang dem Rheinufer erstrecken. Von hier wurde früher die Kohle aus dem Ruhr-Gebiet verschifft. Eines der neuen Hochhäuser wird von überlebensgrossen Kunststoff-Männchen in verschiedenen leuchtenden Farben belebt, die an der Fassade bis zum Dach hinauf klettern.
Wir werden von einem interessanten italienischen Künstler begleitet, der viel über Düsseldorf zu erzählen weiss. Anschliessen wind wir zu einem üppigen Brunch in seinem aus mehreren ehemaligen Kleinwohnungen zusammen gebauten Wohn-Atelier eingeladen.
Den Nachmittag verbringen wir auf der Insel Hombroich. Das mit vielen Teichen geschmückte, reizvolle Naturschutz-Gebiet hat eine Reihe von Kunst-Bauten. Darin ist ein Gewirr von modernen Kunstwerken zu sehen. Sie sind untermischt mit Skulpturen aus fremden Kulturen. Das alles ist einfach hingestellt ohne Beschriftungen. Die Kunst soll ohne irgendwelchen Erklärungen (Namen oder Herkunft) von selber wirken – kann es aber so anonym präsentiert doch nicht in befriedigender Weise tun.
Anschliessend besuchen wir die Sammlung japanischer und afrikanischer Kunst des Ehepaars Langen. Dafür liessen die Stifter einen langestreckten Museumsbau vom japanischen Architekten Tadao Ando errichten. Man erreicht das interessante Museum in einem kurzen Spaziergang entlang einem künstlich angelegten Teich auf der einen und einer Allee von japanischen Kirschbäumen auf der anderen Seite des Weges.
Freitag, 13. Oktober: Am Vormittag mache ich mit Adalberto – unabhängig von der Gruppe – einen langen Spaziergang. Dabei bestaunen wir erneut den gewundenen, bemerkenswerten Riesenbau von Liebeskind (von dem auch der nach 9/11 Neubau in New York stammt). Der bemerkenswerte Komplex äusserlich unterschiedlich gestalteter Bauten schlängelt sich entlang dem Flussufer. Das hatten wir gestern mit der Gruppe nur schnell und nur von einer Seite sehen können.
Am späteren Nachmittag Zimmerbezug im Qvest-Hotel, benannt nach der gleichnamigen Design-Zeitschrift. Als das Ende des 19. Jahrhundert im Neo-gotischen Stil erbaute Staatsarchiv zu klein geworden war, wurde es zu einem sehr originell wirkenden Hotel umgewandelt. Die Inneneinrichtung ist konsequent im B auhaus-Stil gestaltet, mit Möbeln im Design von Eames, Breuer, Colombo. In der Eingangshalle wird die gotische Spitzbogen-Decke von Säulen gestützt. Einen spannenden Gegensatz bildet dazu die Riesenlampe von Fortuny, die den Raum erhellt.
Schmackhaftes Abendessen in einem chinesischen Restaurant.
Samstag, 14. Oktober: Nach dem üppigen, recht ungewöhnlich präsentierten Frühstück im Hotel, sondern wir uns wieder ab und besuchen den Dom. Der riesige, aussen vor Dreck schwarze Dom ist übervoll von Touristen und unmittelbar neben diesem Dom wurde der Hauptbahnhof angelegt. Der als UNESCO-Welterbe deklarierte Dom von Köln ist von allem was ich auf dieser Deutschlandreise erlebt haben, das was mir am wenigsten gefallen hat.
Mit einem Taxi fahren wir zum ausgedehnten Botanischen Garten. Unter anderem hat es dort eine von der internationalen Kamelien-Vereinigung prämierte, umfangreiche Sammlung von Kamelien.
Zuletzt geniessen wir ein sehr gutes und trotzdem preiswertes Picknick, das man sich selber nach Lust und Laune zusammenstellen kann aus einem reichhaltigen, in Gläsern vorverpackten Angebot. Man bekommt eine bequeme Tasche mit Besteck und Trinkgläsern in der man die Speisen wegträgt und kann dann essen wo man es am Schönsten findet.
Gleich gegenüber dem Botanischen Garten liegt der grosse Zoologische Garten, den wir am Nachmittag ausgiebig besuchen.
Sonntag, 5. Oktober: Zuerst besuchen wir gleichzeitig mit der Gruppe das Wallraf-Richartz Museum, nehmen aber nicht teil an der Führung.
Den Rest der noch verbleibenden Zeit widmen wir der gestern von den Gruppen-Teilnehmer besuchten, wirklich lohnende Sehenswürdigkeit; das Erzbischöfliche Museum. Das im September 2007 an dieser neuen Stelle eröffnete Museum trägt nun den Namen Kolumba.
Der moderne Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor umfasst auf raffinerte Weise auch einige noch erhalten gebliebenen Teilen einer im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Kirche und hat deren Namen übernommen.
Im Kolumba werden jährlich komplett neue Ausstellungen gestaltet. Dabei werden in jedem der Säle nur einige wenige der zahllosen kirchlichen historischen Schätze des Museums gezeigt und jeweils modernen Kunstwerken gegenüber gestellt.
Um 16h00 bringt uns der Bus zum Flughafen. Etwa um 20 Uhr landen wir in Malpensa und sind gegen 23 Uhr wieder zu Hause. Es war eine lohnende, sehr angenehm Reise. Dabei hatten wir grosses Glück mit ungewöhnlich warmem, durchweg sonnigem Oktober-Wetter.